9 Jahre Theater

Das Beste am COG – Betrachtungen von Sophie Hoderlein

„Ich liebe es, Theater zu spielen. Es ist so viel realistischer als das Leben.“
Mit diesem Gedanken spricht mir der irische Dramatiker und Bühnenautor Oscar Wilde aus dem Herzen.

Wie realistisch Theater sein kann, das weiß ich, seit ich 2005 zum ersten Mal in der Dreesbach-Blum-Kooperation „All you need is love“, dem Beatles-Musical, Bühnenluft schnuppern durfte. Seit dieser Zeit vor neun Jahren hat sich im COG-Theater viel geändert: Immer mehr Mitschüler ließen sich begeistern und von diesem „Theaterfieber“ anstecken. Die einzelnen Theatergruppen – fünf sind es heute – freuten sich über immer mehr Erfolge in Wettbewerben und das Theater wuchs von einem Wahlkurs zu einem Schulfach. Auch die Aufführungen boten von Jahr zu Jahr immer hintergründigere Inhalte, sie wurden anspruchsvoller und deshalb zahlreicher besucht. So spielten wir erst im Jugenzentrum „Gleis 1“, dann auf Theaterfestivals und dem letztjährigen „Zeltival im Valentinspark“ vor 400 Zuschauern und konnten schließlich sogar den Unterschleißheimer Bürgerhaussaal zu füllen. Doch eines hat sich dabei nie verändert: Unsere Spielfreude!

Die Frau von früher
Sophie Hoderlein in "Die Frau von früher"

Diese gründete sich einerseits auf den Spaß, den die wöchentlichen Theaterstunden mit sich brachten, in denen wir lachten, herumalberten und stark zusammenwuchsen: Wir redeten uns gegenseitig das Lampenfieber vor der Premiere aus, wir sangen backstage die Titellieder unserer Stücke mit und suchten gemeinsam in letzter Minute noch verloren gegangene Requisiten. Andererseits machte es uns Freude, als wir bemerkten, wie viel wir aus dem Theater für das Leben mitnehmen konnten. Nicht wenige von uns Theaterschülern, darunter auch ich, lernten durch das Bühnenspiel das Sprechen vor vielen Leuten, das Ausdrücken eigener Gefühle und Meinungen, das Hineinfühlen in andere Personen und nicht zu vergessen, Schlagfertigkeit und Spontaneität.

Genau diese Spielfreude an den älteren Schülern zu sehen, war es dann schließlich auch, was mich derartig faszinierte und mitriss, dass ich bereits in der vierten Klasse beim „Beatles-Projekt“ teilnehmen durfte. Ich war Feuer und Flamme für alles, was wir spielten und konnte es kaum erwarten, endlich aufs COG zu kommen.
Ein wichtiger Punkt war auch, dass ich lernte, vorwärts zu schauen und an meinen Ideen zu arbeiten. Denn was heute noch chaotisch und ungeordnet aussehen mag, kann schon morgen ein großer Erfolg sein! Ähnlich lief es regelmäßig Schuljahr für Schuljahr im Theater: Zu Anfang wurden Konzepte und Ideen vorgestellt, diskutiert und verworfen, bis wir schließlich den richtigen Einfall hatten, was wir spielen wollten. Egal ob Drama, Collage oder Komödie, wir Theaterschüler begannen mit großer Motivation, alle Gedanken von Frau Höcherl und unserem „Papa Schlumpf“, Herrn Blum, aufzusaugen und weiterzuführen. So entstanden nach und nach all diese beachtlichen Produktionen, die für uns so unvergesslich sind.

Eine davon, die vor allem mir als meine letzte, lange in Erinnerung bleiben wird, war die diesjährige „Schillers sämtliche Werke – leicht gewürzt“. Sie war genau das, was der Titel versprach: Schillers Biografie und seine Werke, leicht umgeschrieben, musikalisch vertont und gespickt mit unzähligen kleinen Gags, womit wir es schafften, unser Publikum über mehr als 100 Minuten hinweg in Spannung zu halten. Doch nicht nur die Aufführung war „gewürzt“, viel mehr sahen wir uns zu Beginn des Schuljahres mit mehreren Herausforderungen konfrontiert: Zum einen war unser Stamm-Spielort nicht verfügbar, zum anderen hatten alle den Wunsch etwas ganz Neues auf die Bühne zu bringen, etwas, das sich groß vom letztjährigen Projekt „Die Frau von früher“ unterschied. Man kann nicht sagen, dass die Entwicklung des Schiller-Stücks einfach für uns war und gelegentlich brauchten wir einen kleinen Anstoß, der uns wieder voran brachte. Doch mit Frau Höcherl und Herrn Blum als Regisseure, die uns wichtige Aufgaben anvertrauten, uns motivierten, für uns nächtelang Textbücher verfassten und all die langen Probentage an uns glaubten, wurde das Stück ein Riesenerfolg!

Für mich persönlich ist es daher ein schwerer Schritt, das COG zu verlassen und nicht mehr die Möglichkeit zu haben, mit all meinen Mitschülern und Freunden auf der Bühne zu stehen. Denn es war all die Jahre ein großartiges Vergnügen und eine unvergesslich schöne Zeit! Als letztes Highlight freue ich mich nun auf den Theateraustausch mit einer südafrikanischen Schule in der Nähe von Kapstadt. Dorthin darf ich mit unseren beiden Theaterlehrern und fünf anderen Mitspielern zum Ideenaustausch reisen.
Aber jetzt nach bestandenem Abitur heißt es für uns „Theaterjünger“, hinaus in die Welt zu gehen und Neues zu erleben, die Welt als Tragödie und Komödie kennenzulernen. So will ich im Sinne Shakespeares enden: „Die Welt ist eine Bühne!“