Preisgekrönte Theaterkooperation

Südafrikanisch-deutsches Theaterprojekt des Carl-Orff-Gymnasiums gewinnt Jury-Preis bei den Theatertagen am See in Friedrichshafen.

Die gemischte Theatergruppe der Eersterevier Secondary School aus der Nähe von Kapstadt und des Carl-Orff Gymnasiums Unterschleißheim überzeugte mit ihrem Stück „Maybe- a tale of two cities“ die Jury der 39. Theatertage am See, die in ihrer Laudatio die Ästhetik der Co-Produktion hervorhob, die dabei gleichzeitig Brücken zwischen den Lebenswirklichkeiten der Spieler:innen geschafft habe, die unterschiedlicher kaum sein können. Denn den Gymnasiast:innen aus dem Münchner Speckgürtel begegnen in diesem Projekt Jugendliche eines unterprivilegiertem Vorortes Kapstadts, in deren Umgebung der große Unterschied zwischen Reich und Arm täglich sichtbar ist. Die Brücke zwischen diesen Lebenswelten stellt das gemeinsame Schauspiel dar, in dem sich alle auf einer Ebene begegnen können. Und so entstand, was die Jury als „mitreißende, lebhafte und präzise gearbeitete rhythmische und chorische Szenen“ lobte.

Im zehnten Jahr der Kooperation der Theaterfachschaften der beiden Schulen war das gemeinsame Stück zu den „Theatertagen am See“ in Friedrichshafen eingeladen worden, um dort ungewöhnlicherweise gleich zweimal aufzutreten, und zwar einmal als Gast der Schultheatertage Baden-Württembergs und zum anderen als Teil des Internationalen Amateurtheaterfestivals; 56 Gruppen hatten sich für letzteres per Videoeinsendung beworben und 12 Gruppen aus Marokko, Frankreich, Italien und der Schweiz waren ausgewählt worden.

Das Stück „Maybe“, das sich das Leben in den Städten Kapstadt und München in einer modernen Zeit zum Thema gemacht hat, war bereits 2023 entstanden, als sich beide Gruppen im Januar für zwei Wochen in Südafrika und im Juli für zwei Wochen in Unterschleißheim begegneten. Dabei stellte man den Identitätsverlust im hektischen Alltag einer wohlhabenden Stadt der Nordhalbkugel der sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich in Kapstadt gegenüber und zeigte dabei nicht nur die Unterschiede beider Städte auf, sondern auch die zwei Seiten, die beide Städte haben. Nachdem „Maybe – A tale of two cities“ bereits im Juli 2023 das Unterschleißheimer Publikum begeisterte, wurde es nun in nur vier Tagen mit langen und intensiven Proben wieder aufgenommen und umbesetzt und dann auf dem Festival präsentiert. Dies war nur mit viel Selbstdisziplin der Jugendlichen möglich, deren Leidenschaft für das Theater und die Begeisterung für die gemeinsame Theaterarbeit alle auf dem Festival begeisterte. Und so betonte die Jury: „Die intensive und grenzenlos vertrauende Zusammenarbeit des Ensembles ließ dabei keinen Zweifel daran, wie die globalen und lokalen Herausforderungen der Zukunft angegangen werden können: Gemeinsam!“

Michael Blum und Steffi Höcherl

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