Wo man Bücher verbrennt, …

Landespreis bei Geschichtswettbewerb

28 Schülerinnen und Schüler der Theaterwerkstatt des Carl-Orff Gymnasiums und ihre Lehrer Stefanie Höcherl und Michael Blum wurden 5. Oktober 2011 vom bayerischen Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle mit dem Preis auf Landesebene im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ausgezeichnet.
Unter 67 Wettbewerbsbeiträgen und 441 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern in Bayern hatten sich die Unterschleißheimer durchgesetzt. Sie hatten sich in ihrer Wettbewerbsarbeit mit der nationalsozialistischen Bücherverbrennung 1933 von Autoren, die einen Bezug zur Stadt München haben, auseinander gesetzt.

Geschichtswettbewerb

Geschichtswettbewerb

Die Jugendlichen recherchierten nach Motiven und Gründen der Skandalisierung dieser Autoren durch die Nationalsozialisten und stellten bei ihren Recherchen fest, dass die Schriftsteller – von Heinrich Mann bis Oskar Maria Graf – auch nach 1945 verstoßen wurden oder aber in Vergessenheit gerieten. Die Ergebnisse ihrer Recherchen setzten die Jugendlichen in einem selbst geschriebenen Theaterstück um, das aus Textpassagen der Autoren und zeitgenössischen Kommentaren zusammensetzt wurde und beinahe ausschließlich aus Originalzitaten besteht. Mit ihrem Theaterstück wollten die Schüler den Opfern des Nationalsozialismus in München ein Denkmal als Kulturschaffende setzen, das es in der Bayerischen Landehauptstadt bisher nicht gibt. Die Wettbewerbsjury lobte dieses Stück als ein "souveränes geschichtspolitisches Bekenntnis, das nicht in sprachlosem Entsetzen oder Worthülsen endet, sondern einen Weg zu einer neuen, eigenen Sicht auf die Gräuel der Nazis findet".

 

Aufführung im Jugendzentrum Gleis 1

buecherverbrennung

Am 14. und 15. Februar 2011 wurde im Jugendzentrum "Gleis 1" das Stück "Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen" aufgeführt. Rund 40 Schülerinnen und Schüler (Klassenstufen 7 bis 13) der Theatergruppen des Carl-Orff-Gymnasiums hatten in den letzten Wochen und Monaten diese Collage zum Thema Bücherverbrennung entwickelt und einstudiert.

Dieses Stück befasst sich jedoch nicht nur mit der Bücherverbrennung selbst, die am 10. Mai im Jahre 1933 am Münchener Königsplatz stattfand, sondern stellt auch einen Bezug zu einigen der Autoren und ihren Werken her, die damals dem Feuer übergeben wurden. Schriftsteller wie Heinrich Mann, Joachim Ringelnatz, Erich Kästner und Oskar Maria Graf wurden die Opfer dieser Bücherverbrennung, da sie sich kritisch zu den politischen und sozialen Umständen ihrer Zeit äußerten oder ihre Literatur als anstößig empfunden wurde. In kurzen Szenen, gebündelt mit eingeblendeten biografischen Informationen zu den Autoren, wird collageartig gezeigt, welchen Eindruck die Werke auf das zeitgenössische Publikum und die Nationalsozialisten machten. Der Fokus liegt jedoch auf den Autoren der Werke, die wegen ihrer provokanten Texte teilweise zum Exil gezwungen wurden, wobei einige in Vergessenheit gerieten. Außerdem wird dargelegt, wie durch die symbolische Verbrennung der Bücher letztendlich auch das Recht auf Meinungsfreiheit eingeschränkt wurde.

Nochmal schauen?

Möchtest du "Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen" noch einmal sehen? Hier hast du die Möglichkeit dazu!

Wundern Sie sich nicht: Kostenpflichtige Musik wurde eventuell stumm geschalten!


Fotos: Vicky Kreßler (Fototeam)

Ein Publikum auf der Bühne, ebenfalls gespielt von den Mitgliedern der Theatergruppen des Carl-Orff-Gymnasiums, soll außerdem die Reaktionen des damaligen Publikums auf die Autoren und deren Werke, sowie die Wandlung zum Nationalsozialismus hin darstellen. Ihre Reaktionen und Kommentare sowie alle Äußerungen der Autoren sind ausschließlich Originalzitate, aus der zeitgenössischen Presse, Autobiografien und eben den Werken. Daraus sieht man das Bemühen der Truppe um Theaterlehrer Michael Blum und Stefanie Höcherl in allen Teilen ihrer Inszenierung historische Authentizität zu wahren.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass das Theaterstück eine gelungene Interpretation der Ereignisse im Zusammenhang mit der Bücherverbrennung von 1933 ist, die die historischen Fakten nicht außer Acht lässt. Dennoch wird durch die teils sehr amüsanten Texte die zweifellos ernste Stimmung aufgelockert, wodurch die Gradwanderung zwischen seriöser Darstellung und einem trotzdem unterhaltsamen Theaterabend gelingt und gezeigt wird, was man mit einer bloßen Wiedergabe der historischen Ereignisse nicht erreichen könnte: das Menschliche hinter den Werken; die Autoren.

So gesehen ist schon der Titel die Botschaft des Theaterstücks:

"Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen."

Sarah Lemberger

Presseberichte:

Süddeutsche Zeitung, 18.02.2011
Pressebericht

Pressebericht
Münchner Merkur, 16.02.2011
Pressebericht

Videos: